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Storie


Auf Feldwache in den Dolomiten
im Jahre 1916
Von Dolf Kickel, Graz, Österreich

(... zurück)

Jeder Feldfachposten muß in der Nacht Je zwei Stunden den Postenstand Nr. 1 und den Postenstand Nr. 2 besetzen. Zwischendurch muss er zweimal den Verbindungsgang zu den uns benachbarten Feldwachen durchführen. Die noch dienstfreie Zeit kann er in der Feldbaracke ruhen.
Langsam dämmert im Osten der Morgen herauf, der junge Tag. Hauchzartes Rot wird bald die zerklüfteten Felsbastionen der uns gegenüber liegenden Dolomitberge im blassen frühlicht zu färben beginnen. Ein wunderbares Naturschauspiel, das wir bei klarer Witterung täglich neu erleben.
Wenn es allmählich lichter wird, noch ehe das Zwischengelände wieder von der eigenen Stellung aus überwacht werden kann, werden beide Posten eingezogen. Der Feldwachdienst ist wieder für eine Nacht beendet. Noch ehe die feindlichen Feldwachposten oder die italienischen Stellungsposten das Zwischengelände richtig einsehen können, muß die eigene Feldwache in ihre Stellung zurückgekehrt sein. Die Abmarschzeit von der Feldbaracke ist daher genau nach den gegebenen Lichtverhältnissen vom Feldwachkommandanten zu bestimmen. Ein zu spätes Abmarschieren, das selbstverständlich in größeren Abständen von Mann zu Mann durchgeführt wird, könnte sonst leicht zur Vernichtung der Feldwache durch gezieltes Feindfeuer führen.
Als der letzte Mann der Feldwache durch den dazu vorgesehenen Schlurf im Drahtverhau in die eigene Stellung zurückgekehrt ist, liegt bereits der zarte Hauch des Frühlichtes in den himmelragendenVon der Nase richtung Paneveggio, Sperrfort Dossaccio und Fleimstal Felsflanken der Dolomiten.
Dieser Morgen ist der Urlaubsantrittstag einiger Kameraden, die nun ihr Marschgepäck in Ordnung bringen und sich von den zurückbleibenden Freunden verabschieden.
Die Morgensonne schickt ihre ersten Strahlen über die Felsenkämme des sagenhaften Rosengartens, dem Felsenreich König Laurins und die einsamen Täler beginnen sich langsam zu lichten. Frühnebel schwimmen wie weiße Wattebauschen über den Talsohlen.
Als wir, den Urlaibsschein in der Tasche die Stellung verlassen haben und auf steil abfallenden Serpentinen – Saumpfad die Talsohle erreichen, wandern wir frohen Mutes zum Sperrfort Albuso, wo ein Lastauto bereits auf uns wartet. Die Nebel haben sich mittlerweile aufgelöst und ein strahlend schöner Tag liegt über den herrlichen Berge Südtirols.
Im schon rollenden, offenen Lastwagen stehend schauen wir noch einmal zurück, hinauf auf den Buso del Oro, wo unsere Stellungen verlaufen und wo unsere Kameraden zurückgeblieben sind. Von weit hinten aus dem Travignolotal, als wir bereit gegen Predazzo fahren, schaut uns sonnenglanzumflossen noch lange der mehr als dreitausend Meter hohe Felsenturm des Cimon della Pala nach, an dessen Spitze fasst immer eine weiße Nebelfahne schwebt.
Wir fahren die schmale Serpentinenstrasse über Bellamonte, Predazzo und Cavalese aus dem gräberdurchzogenen Frontgebiet der Dolomiten in dem der Krieg auf höchsten Alpenpässen und Felsgipfeln geführt wird hinab in das grünende, sonnenwarme und weinumrankte Frühjahr des wunderbaren und herrlichen Südtirol, - zum Bahnhof Neumarkt – Tramin.
Als die Eisenbahn uns Kameraden des Radfahrer-Jäger- Bataillons Nr. 1 auf glänzendem Schienenstrang aus dem Kampfgebiet und aus der wildromantischen Hochgebirgswelt der Dolomiten mit freudigen, gebräunten Gesichtern fortträgt, der Heimat entgegen, liegt uns allen noch lange das seltsame Pfeifen jener einsamen, verirrten Kugel im Ohr, die uns auf der Rückmarsch aus der Stellung, als diese schon weit hinter uns lag, nachgeflogen kam und durch ihren langen Flug ermattet, nahe unserem Wege zu Boden fiel. Sie war des Feindes letzter Urlaubsgruß.
Als ich im Jahre 1959, nach mehr als 40 Jahren des damaligen Kriegsgeschehens meine alte Maschinengewehrstellung am Buso del Oro besuchte, lag tiefer Frieden über Tal und Höhen. Ich konnte mich frei bewegen und die Schönheit der Natur bewundern.
Wie in jenen längst vergangenen Tagen des ersten Weltkrieges leuchten auch jetzt die gewaltigen felsmauernder Dreitausender der Pale di San Martino in den südlichen blauen Himmel.
Der Cimon della Pala (3185 m.), die Cima della Vezzana (3192 m.), der Campanile Travignolo (2880 m.), die Cima dei Burloni (3132 m.), der Torre Maggiore delle Farangole (2938 m.), Campanile und Cima di Focobòn (2967 und 3054 m.), so wie der Mulaz (2904 m.) schauen sonnenüberflutet, in majestätischer Erhabenheit aus der Richtung Rollepass herüber zu mir am Buso del Oro. Sie grüßen in alter Vertrautheit und schauen herüber zu den zerfallenen, alten Kriegstellungen, deren verwitterte Steine und verrosteten Drahtverhaureste mir heimlich erzählen von längst vergangenen Tagen meiner hier verbrachten Jugendzeit.
Als ich so dastand, tief ergriffen und im Anblick der herrlichen Bergwelt versunken, um mich herum Stille und Einsamkeit, hatte ich nur den einen Wunsch: die damalige Frontkämpfer Italiens und meine längst dahingegangenen Kameraden jener Zeit möchten noch einmal aufstehen, sich gegenseitig die Hände reichen, um mit mir das wunderbare Alpenglühen der Pale di San Martino im Geiste echter Völkerversöhnung zu schauen, in Kameradschaft, Frieden und Freiheit.

Dolf Kickel,
Stempfergasse 1,
Graz, Österreich

Bild, von der Nase richtung Paneveggio, Sperrfort Dossaccio und Fleimstal

nota In italiano



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